Schlechte Presse: die City Marketing LTD aus London
27.01.2022 - Sucht man bei Google nach der City Marketing Ltd fallen einem Überschriften auf wie “Vorsicht, Betrüger unterwegs“ oder “Vorsicht – Abzocke durch Firma City Marketing London“.
Kurzum: die Firma des 1964 geborenen Directors und Alleingeschafters Keith Davies, britischer Staatsangehöriger, scheint ein Problem mit schlechter Presse zu haben.
Wenig verwunderlich, denn ihr Geschäftsmodell ist die Kölner Masche. Nach einem Trickanruf will man von Gewerbetreibenden und Freiberuflern eine Unterschrift unter einem Formular ergattern. Damit sollen die sich verpflichten, Geld für eine Anzeige in einer „Bürgerinfo-Broschüre“ zu zahlen. Viel Geld. Bei ziemlich vager Gegenleistung.
Der Trickanruf
So wie in Internetbeiträgen zu lesen ist, segelt die Firma „City Marketing Ltd“ unter falscher Flagge. Ein derartiges Geschäftsmodell wird Kölner Masche genannt, seit vor Jahr und Tag zum ersten Mal in Köln gegen diese Art von Betrug ermittelt wurde.
[Anzeigenbetrug mit der Kölner Masche]
Gewerbetreibende, Freiberufler und Vereine, die in der Vergangenheit regelmäßig in einer von Dritten herausgegebenen Publikation, zum Beispiel der Gemeindeverwaltung, inseriert hatten, erhalten einen Anruf. Man sich auf diese Anzeige und erklärt, es müsse schnellstens ein Formular unterschrieben werden – sonst könne das Inserat nicht mehr in der nächsten Ausgabe veröffentlicht werden.
Formular mit dubiosem Inhalt
Das angekündigte Formular kommt bald darauf. Es ist in deutscher Sprache verfasst. Tatsächlich findet sich in ihm auch die bisher verwendete Anzeige der so Angesprochenen. Ebenso die sinngemäße Bezeichnung der bisherigen Publikation. „Bürgerinfo-Broschüre“ beispielsweise.
Die so Angesprochenen gehen davon aus, dass alles seine Richtigkeit habe. Schließlich hatte man gerade darüber geredet. Sie unterschreiben – und schicken es zurück. Entweder per E-Mail oder über einen aufgedruckten QR-Code.
Irgendwann, wenn die Rechnungen kommen, fällt der Schmu auf: die Firma „City Marketing Ltd“ hat nichts mit der bisherigen Anzeigenveröffentlichung zu tun.
Viel Geld für wenig
Und wofür das viele Geld, 1.136 Euro netto sind es für eine 8*8 cm kleine Anzeige? Die Firma „ der Stadt Verlag“ nennt in ihrem Formular das Schlagwort „Bürgerinfo-Broschüre“, Sie soll vier bis sechs DIN-A 4-Seiten haben. Ansonsten sind die Angaben spärlich.
Alles weitere Kleingedruckte im Formular hat man fast wortgleich schon bei anderen Firmen aus dieser speziellen Geschäftswelt gesehen: das sogenannte Objekt soll eine Auflage von 4000 Exemplaren haben, kann man im Kleingedruckten lesen. Ausgeliefert werden sollen 400 davon im Landkreis des Betroffenen. Und der Rest? Nach dem Wortlaut des Kleingedruckten zulässiger Weise auch in einer anderen Ecke der Republik. Die Empfänger sind nach dem Formular „unadressierte Haushalte“. Doch nach welchen Kriterien werden sie ausgesucht? Ein Werbeerfolg ist damit kaum zu erwarten.
Darüber, nach welchen Kriterien die Empfänger ausgesucht werden, schweigt das Kleingedruckte. Auch beim Veröffentlichungszeitpunkt bleibt man vage:
“Die erste Veröffentlichung erscheint spätestens 6 Monate nach Auftragserteilung“,
heißt es.
Es findet sich, versteckt links oben, noch folgende Formulierung im Formular der City Marketing Ltd: GmbH:
behördenunabhängig – ohne öffentlichen Auftrag“
Warum das wohl so betont wird? Doch wohl deshalb, weil dieser Eindruck erweckt wurde. Und erweckt werden sollte.
[Beispiel eines Vertragsformulars der Firma City Marketing Ltd London]
Wer zahlt, findet keine Ruhe
Wer glaubt, nach einer Zahlung Ruhe vor der Firma „City Marketing Ltd“ zu haben, wird sich bald mit der nächsten Rechnung konfrontiert sehen. Nach dem Vertragsformular entsteht der Rechnungsbetrag nämlich dreimal innerhalb eines Jahres. Das sind dann schon 3.408 Euro netto.
Briefkastenadresse?
Mit einem Stammkapital von 100 GBP, das sind etwa 120 EUR, gehört die City Marketing Ltd zu den Wegwerffirmen. Solchen, denen man sich im Falle eines Falles entledigen kann, ohne dass der Verlust des Stammkapitals schmerzt.
Die Firma ist im britischen Handelsregister eingetragen. Mit dem Geschäftszweck “Market research and public opinion polling“ (auf Deutsch: Marktforschung und Meinungsumfragen). Womit das derzeitige Geschäftsmodell nichts zu tun hat.
Und auch dafür, dass man von der City Marketing LTD unter der angegebenen Anschrift mehr als einen Briefkasten findet, würden wir nicht die Hand ins Feuer legen wollen.
Forderungsabwehr ist möglich
Viel zu häufig werden solche Rechnungen bezahlt. Und dadurch das Geschäftsmodell der Kölner Masche bis heute am Leben erhalten. Manche zahlen, weil Ihnen am Anfang nichts auffällt; sondern vielleicht erst bei der zweiten, dritten oder letzten Rechnung. Andere, weil sie sich schämen, herein gelegt worden zu sein und nun ihre Ruhe haben wollen.
Doch Forderungen aus Verträgen, wie dem der Firma „City Marketing LTD“, sind angreifbar. Nach unserer Rechtsauffassung alleine schon deshalb, weil es, wie es im Juristenlatein heißt, an den essentialia negotii mangelt. Und damit wegen mangelnder Bestimmtheit, weil kein wirksamer Vertrag zustande gekommen ist.
Wenn man eine Rechnung dieser Firma für sogenannte Bürgerinfo-Broschüren erhält, ist nach unserer Erfahrung eine frühest mögliche Reaktion der sicherste Weg, um sich zu wehren.
Jetzt verschickt eine Cross Marketing Ltd. die Rechnungen für die City Marketing Ltd.
[Zum Blog-Beitrag vom 22.0.2022: 2. Teil - Schlechte Presse: die City Marketing LTD aus London – eine Cross Marketing Ltd verschickt Rechnung]
Ohne sie geht gar nichts:
[Callcenter - Maschinenräume der Abzockerszene]
Neu ist er nicht:
[Seit über 100 Jahren: Inseratenschwindel, damals so wie heute]
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