Der MedienVerlagMueller des Enrico Fonzo – mit Trickanrufen aus Schwalbach ans Geld Betroffener
26.11.2016 – „Vorsicht vor Abzocke“ oder „Immer wieder Abzocke“, findet man als Überschriften bei einer Google-Recherche, wenn man nach dem MedienVerlagMueller (Kein Vertipper: der schreibt sich tatsächlich so) sucht. Sollte jemand mit dem Namen „Mueller“ bei diesem selbst ernannten Medienverlag mitmachen, hält die Person sich verborgen. Nach außen tritt als Inhaber des in 65824 Schwalbach am Taunus ansässigen, einzelkaufmännisch betriebenen Verlages ein Enrico Fonzo auf.
Mit Trickanrufen, der sogenannten Doppel-Anruf-Masche, wird versucht, bei Gewerbetreibenden und Freiberuflern an Aufträge für einen Eintrag auf der Internetseite medienverlagmueller.de zu gelangen.
Für die viel Geld von den Betroffenen verlangt wird. Ohne dass sie eine reelle Gegenleistung erhalten.
Mit einer Legende und zwei Anrufen
Die Masche mit den zwei Telefonaten, die sogenannte Doppel-Anruf-Masche, ist bereits seit mehr als zehn Jahren bekannt. Auch der MedienVerlagMueller des Enrico Fonzo aus Bad Schwalbach verwendet sie.
Sie wird uns so geschildert: ein unangekündigter Anruf geht bei Gewerbetreibenden oder Freiberuflern ein. Man sei bislang kostenlos im Verzeichnis des MedienVerlagMueller eingetragen, heißt es. Es sei aber nicht rechtzeitig gekündigt worden. Deshalb müsste jetzt gezahlt werden; man wolle die Daten abgleichen. Auf den Einwand der Angerufenen, derartiges sei ihnen unbekannt, heißt es nur schroff, das ergäbe sich alles so aus den Unterlagen. Wenn der Angerufene das vergessen habe, sei das sein Problem. Es gäbe jetzt nur die Möglichkeit, für einen kürzer oder einen länger laufenden Eintrag zu zahlen. Dass tatsächlich vorher keine Geschäftsverbindung zum MedienVerlagMueller bestand, wird für die Angerufenen nicht sofort deutlich; sie lassen sich schließlich einreden, in der Hektik des Geschäftsalltags etwas übersehen zu haben. Und am noch besten davon zu kommen, wenn sie die vermeintlich günstigste Möglichkeit wählen.
In einem zweiten Telefonat, kurz darauf, lässt man sich einen Vertragsschluss bestätigen. Dieses Telefonat wird nach vorheriger Ankündigung aufgezeichnet. Dabei werden die Daten so abgefragt, dass eine Bezugnahme auf die unwahren Behauptungen im ersten Anruf nicht deutlich wird. Man habe mit „ja“ zu antworten, heißt es. Die Legende des ersten Anrufs geht aus dem Mitschnitt nicht hervor.
Später wird man den Betroffenen den Mitschnitt vorhalten und behaupten, sie sie hätten sich ohne Wenn-und-Aber mit einem kostenpflichtigen Eintrag einverstanden erklärt.
[Mehr zu der Doppel-Anruf-Masche]
Hohe Forderung für einen "Premiumeintrag"
Bald nach dem Anruf kommt die Rechnung und merken die Betroffenen den Schmu. Die Beträge schwanken, offenbar nennt man in den Anrufen die Preise nach Gespür. Da können es schon bis knapp 700 EUR für einen sogenannten „Premiumeintrag“ mit zwölf Monaten Laufzeit auf der Seite medienverlagmueller.de werden. Teilweise waren in den Anrufen Ratenzahlungen auch angeboten worden. Verträge mit sechs Monaten Laufzeit werden ab 499 EUR angeboten. Nach den AGB – Allgemeinen Geschäftsbedingungen des MedienVerlagMueller dürfte es die eigentlich nicht geben. Heißt es doch dort unter Ziffer 9.1:
„Die Mindestlaufzeit des Vertrags beträgt 12 Monate und beginnt mit dem Vertragsschluss.“
Auch eine für derartige Firmen übliche Verlängerungsfalle findet sich im Kleingedruckten auf der Seite medienverlagmueller.de:
„Der Vertrag verlängert sich jeweils um weitere 12 Monate zum Standardpreis, falls er nicht spätestens 4-8 Wochen vor Ablauf des Vertrages schriftlich gekündigt wird.“
Gezahlt werden soll auf ein Konto bei der Commerzbank AG.
Unter der in der Rechnung angegebenen Anschrift in der Rheinlandstraße 19, Schwalbach, dürfte man von Enrico Fonzo mit seiner Firma außer einem Briefkasten kaum etwas antreffen.
Wer braucht so etwas wie medienverlagmueller.de?
Eine Whois-Abfrage zu der Internetdomain medienverlagmuelle.de bei der Denic ergab, dass sie erst am 23.08.2016 gegründet wurde. Allein deshalb ist die Lüge mit dem nicht rechtzeitig gekündigten Vertrag offensichtlich. Enrico Fonzo ist der Domaininhaber.
„Der richtige Ort für Ihr Unternehmen“ wird einem bei Aufruf der Seite versprochen. Wir suchten heute auf ihr nach Einträgen. Wurden aber nicht fündig. Etwa eine Million Gewerbetreibende, Freiberufler und Verbände gibt es in Deutschland. Auf der Internetseite medienverlagmueller.de spiegelt sich das nicht wieder. Sie ist so sinnvoll wie ein Stadtplan, in dem nur 2% aller Straßen eingetragen sind. Überhaupt können wir schon nicht erkennen, dass die Seite medienverlagmueller.de nachhaltig beworben wird. Niemand kennt diese Seite, keiner braucht sie.
Strohpuppe? Oder Nachwuchs?
Enrico Fonzo ist uns bislang noch nicht einschlägig aufgefallen. Ob er er derjenige ist, der bei dem MedienVerlagMueller die Hosen anhat, wissen wir nicht. In dieser speziellen Geschäftswelt scheuen die wirklichen Bestimmer gerne das Licht. Sie schicken dann ein für mehr oder weniger Geld eingekauftes Strohpüppchen vor.
Anderenfalls ist das Geschäftsmodell mit der Doppel-Anruf-Masche so beliebt und verbreitet, dass der Ganoven-Nachwuchs es mittlerweile gegen entsprechendes Geld kaufen kann. Als Paket, mit Dateien für den Internetauftritt und Mustern aller Schreiben; so wurde es uns jedenfalls zugetragen. Wenn man zugreift, muss man sich nur noch einen Namen geben, die Musterschreiben anpassen, die Internetdomain auf sich eintragen lassen und ein Konto eröffnen. Dann zum Telefon greifen.
Unter der in der Rechnung angegebenen Anschrift in der Rheinlandstraße 19, 65824 Schwalbach, dürfte man von Enrico Fonzo und seiner Firma außer einem Briefkasten kaum etwas antreffen.
Solche Forderung lässt sich abwehren
Viel zu viele zahlen, selbst nachdem sie merken, um was es wirklich geht. Doch solcherart zustande gekommene Verträge lassen sich angreifen. Je früher desto besser. Gerne können Sie uns ansprechen. Am besten mailen Sie uns erst einmal – unverbindlich – Ihre Unterlagen. Wir melden uns dann.
Der Schwachpunkt "der Szene": Konto und Telefon
Firmen der Abzockerszene hatten in der Vergangenheit ein großes Problem mit ihrem Bankkonto. Wenn sich Beschwerden bei den Banken häuften, kündigten die das Konto. Mit Geldwäsche oder ähnlichem Verdacht wollte man nicht in Verbindung gebracht werden. Ohne Konto fließt aber kein Geld.
Im Mai 2016 berichteten wir über eine Entwicklung, die das Geschäftsmodell solcher Firmen noch stärker beeinträchtigen kann. Die Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post- und Eisenbahnen, kurz Bundesnetzagentur, begann sich für Firmen aus „der Szene“ zu interessen. Und kappte deren Telefon.
[Zum Blog-Beitrag vom 31.05.2016]
Seien Sie unhöflich!
Wenn es einer Firma gelang, mittels solcher Doppel-Anrufe an einen Branchenbuch-Auftrag zu kommen, ist die nächste nicht mehr weit; kein Wunder, hängt doch in dieser speziellen Business-Welt alles mit vielem zusammen. Hier hilft nur Unhöflichkeit. Drücken Sie solche Anrufe kommentarlos weg. Lassen Sie sich niemals auf ein Gespräch ein. Das versteht man. Und gibt nach einiger Zeit schließlich auf.
Ohne sie geht gar nichts:
[Callcenter - Maschinenräume der Abzockerszene]
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