Expo Guide S.C. aus Mexiko – Schwindelei unter dem Namen der Leipziger Messe GmbH
09.04.2015 – Schon öfter hatten wir in unserem Abzocker-Blog über die Schwindelfirma Expo-Guide S.C. berichtet, die angeblich in Mexico D.F. sitzt. Ihr Geschäftsmodell ist das Abzocken von Firmen, die in Deutschland auf Messen und Ausstellungen vertreten sind. Trotz vieler Warnungen von Messe- und Ausstellungsveranstaltern scheint sie sich ihrer Sache und dass die Strafermittlungsbehörden ihr nichts anhaben können, immer noch sicher zu sein. Bei der ENERTEC Leipzig, einer Internationalen Fachmesse für Energieerzeugung, führte sie die Bezeichnung des Messeveranstalters, der Leipziger Messe GmbH, gleich im Briefkopf.
Die zwei Methoden der Expo Guide
Die Expo-Guide S.C. verwendet zwei Akquise-Methoden. Ganz überwiegend versendet sie an Aussteller einer Messe Briefe. Ein Rückumschlag liegt bei. So auch an die Aussteller der ENERTEC Leipzig, die am vom 27. bis 29.01.2015 stattfand. Sie erhielten einen Brief mit dem Briefkopf ENERTEC Leipzig und dem Namen des Messeveranstalters, der Leipziger Messe GmbH. Darin heißt es unter der Überschrift „Datenkontrolle/Ablauf der Gültigkeit“:
„Ihre aktuell gespeicherten Daten entnehmen Sie bitte dem beiliegenden Formular. Sollte eine rechtzeitige Gültigkeitsbestätigung Ihrerseits ausbleiben, könnten Ihre Daten beim nächsten Kontrolllauf gestrichen werden.
Die Aktualisierung Ihrer bestehenden Daten im Ausstellerverzeichnis ist notwendig, um allen Anwendern eine problemlose Kontaktaufnahme mit Ihrem Unternehmen zu ermöglichen und um zu gewährleisten, dass ausschließlich richtige Daten veröffentlicht werden.“
[Beispiel eines Schreibens der Expo-Guide S.C. an Aussteller der ENERTEC Leipzig]
Andere Aussteller erhalten während der Veranstaltung Besuch von einem Drücker. Für die Messegesellschaft müssen die Ausstellerdaten aktualisiert werden, heißt seine Legende.
Wer glaubte, die Leipziger Messe GmbH wolle mit dem Formular, wie allgemein üblich, die Daten für das Ausstellungsverzeichnis abfragen, sah sich dann einer bösen Überraschung ausgesetzt. In Form einer Rechnung der Expo-Guide S.C. über 1.271,00 EUR, zu zahlen in etwa einem Monat.
Die Aufklärung verbarg sich im Kleingedruckten des Formulars. Es hatte – natürlich - nichts mit der Leipziger Messe GmbH zu tun. Die Expo-Guide S.C. will an das Geld der Aussteller:
„… 1271 Euro oder sein Equivalent in mexikanischen Pesos zum Umrechnungskurs am Tag der Zahlung.“
Mal drei, denn man möchte für drei Jahr kassieren. Für eine Veröffentlichung unter Expo-Guide.com, einem privaten Internetverzeichnis, das nicht beworben wird, das niemand kennt und das demzufolge keinen Sinn hat. Für das, mit anderen Worten, jeder gezahlte Euro einer zu viel ist. Zurück zum Kleingedruckten im Formular. Dort heißt es weiter:
„Ausschließlicher vereinbarter Gerichtsstand und Erfüllungsort ist Mexico D.F., Mexico. Das einzig anzuwendende Recht ist das von Mexico.“
Doch vor mexikanische Gerichte wird die Expo-Guide S.C. natürlich niemals ziehen. Viel zu umständlich wäre es dann, bis man mit einem solchen Urteil in Deutschland vollstrecken könnte. Sie hat deshalb im Kleingedruckten vorgesorgt:
„Expo-Guide S.C. behält sich das Recht, am Geschäftssitz des Auftraggebers zu klagen, sowie diesen Auftrag mit all seinen Rechten und Pflichten an Dritte abzutreten.“
Ein Pseudomexikaner mit Schweizer Zungenschlag
Überhaupt: mit Mexiko hat die Expo-Guide S.C. nichts zu tun. Mehr als einen Briefkasten, den sie sich mit vielen anderen teilt, wird man dort von ihr nicht antreffen. Mit der mexikanischen Anschrift versucht sie nur, die Opfer ihrer Abzockmasche zu erschrecken. In der Realität verorten wir sie in den Alpen, in der Vergangenheit wollte sie ihr Geld auf Konten in Slowenien oder Italien überwiesen bekommen. Die Sprache, die sie verwendet, hat einen helvetischen Zungenschlag. Da wird schon einmal „zur Vermeidung einer allfälligen Weiterung“ angemahnt. Und den Schreiben ein „Retourkouvert“ beigefügt. Für Rückfragen findet sich mitunter eine Telefonnummer mit der Vorwahl von Zürich. Bankmäßig hat sie sich mittlerweile aber aus dem Alpenraum entfernt. In ihren aktuellen Rechnungen verlangt sie die Zahlung auf ein Konto der Bankia S.A. im spanischen Valencia.
[Beispiel einer Rechnung der Expo Guide S.C. vom 31.03.2015]
Wer glaubt, gute Miene zum bösen Spiel machen zu können und seine Ruhe zu haben, wenn er der Expo Guide S.C. die angeforderten 1.271,00 EUR zahlt, wird eine böse Enttäuschung erleben. Ein Jahr später kommt die nächste Rechnung unter Bezugnahme auf die dreijährige Vertragsdauer. Spätestens mit der Bezahlung der ersten Rechnung habe man das Bestehen eines Vertrages akzeptiert, wird dann argumentiert. Und so geht es immer weiter. Auch über die drei Jahre hinaus, denn im Expo Guide-Formular steht:
„Der Auftrag verlängert sich automatisch um jeweils ein weiteres Jahr, falls die schriftliche Kündigung nicht spätestens der Monate vor Auftragsende mittels eingeschriebenen Brief erfolgt.“
Eine Forderungsabwehr ist möglich
Gegen auf solche Weise erschlichene Aufträge für einen Eintrag im Verzeichnis Expo-Guide.com der Expo Guide S.C. kann man sich wehren. Eine frühest mögliche Reaktion ist der sicherste Weg. Wir vertreten seit mehreren Jahren Betroffene der Expo-Guide S.C. Gegen keinen der von uns vertretenen Mandanten hat sich die Expo-Guide S.C. getraut, gerichtliche Schritte einzuleiten.
Regelmäßig werden Messeaussteller auch von einem International Fairs Directory der Firma Mulpor Company S.A. angesprochen. Die sitzt angeblich in Montevideo/Uruguay. Mit vergleichbarer Masche versucht sie an Aufträge für eine Eintragung auf ihrer Seite inter-fairs.com zu gelangen. Alles, was wir zur Firma Expo Guide und ihrem Internetverzeichnis geschrieben haben, lässt sich so ähnlich auch zum International Fairs Directory der Mulpor Company S.A. sagen.
In weiteren Beiträgen berichten wir über die Expo-Guide S.C.:
[Zum Blog-Beitrag vom 28.04.2012]
[Zum Blog-Beitrag vom 13.10.2012 mit Update vom 10.11.2014]
[Zum Blog-Beitrag vom 03.02.2016]
[Zum Blog-Beitrag vom 28.08.2016 mit diversen Updates, zuletzt vom 12.07.2017]
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