Formulare mit Falle: das International Fairs Directory der MULPOR Company S.A.
30.05.2017 mit diversen Updates, zuletzt vom 24.10.2018 – „Warnung vor International Fairs Directory“ oder “Adressbuchschwindel“ bekommt man bei Google & Co angezeigt, wenn man nach der MULPOR Company S.A. und ihrem Internetverzeichnis inter-fairs.com sucht.
Das Geschäftsmodell dieser - angeblich - in Montevideo/Uruguay sitzenden Firma ist das Aussenden von Formularen mit eingebauter Falle an die Aussteller auf europäischen Messen. Denen wird unter dem Namen der Messe suggeriert, es ginge um die Prüfung der Ausstellerdaten. Die böse Überraschung kommt in Form einer Rechnung über einen vierstelligen Betrag. Für eine Eintragung auf der Internetseite eines sogenannten „International Fairs Directory“.
Und es bleibt nicht bei dieser einen Rechnung.
Formular für Data Report - angeblich kostenlos...
Aussteller einer Messe in Deutschland oder anderen Ländern erhalten Post von einem „International Fairs Directory“. Ein Formular und ein Rückumschlag liegen darin. In dem Anschreiben heißt es unter der Überschrift „DATA REPORT““:
„[…] in dem beiliegenden Formular finden Sie Ihre aktuell gespeicherten Daten. Die Richtigkeit Ihrer Daten sollte zeitnah geprüft und bestätigt werden, da diese sonst automatisch bei der nächsten Datenüberprüfung gelöscht werden können.“
Viermal steht danach das Wort „kostenlos“.
[Muster von Anschreiben und Formular der MULPOR Company S.A. für International Fairs Directory]
... dann aber doch nicht
Doch nach Art solcher Firmen gibt es eine versteckte Falle. Kostenlos bleibt es nach Gaunerlogik nur, wenn man die Daten Online bestätigt. Benutzt man hingegen das Formular, kommt die böse Überraschung in Form einer Rechnung. „International Fairs Directory“ heißt es unter dem Logo des Schreibens,“published by MULPOR Company S.A.“ steht unten rechts. Doch gezahlt werden soll an eine „financial administration“: eine Firma PayTrac Lda aus Lissabon/Portugal. 1.212,00 EUR werden verlangt, zu zahlen in etwa zwei Wochen auf ein Konto der Banco BIC Portugues.
[Muster einer Rechnung der MULPOR Company S.A. für einen Eintrag im International Fairs Directory]
Später folgen eine Vielzahl von Zahlungserinnerungen, Mahnungen und wirklich allerletzten Mahnungen.
[Beispiel einer Mahnung eines "Legal Department" für die MULPOR Company S.A.]
Mit der Messe, in dem die so über den Tisch Gezogenen ausstellen, hat das Ganze nichts zu tun. Die MULPOR Company S.A. will nur an das Geld der Aussteller:
„… 1212 Euro – oder dem entsprechenden Wert in einer anderen vom Verlag gewählten Währung“
Mal drei, denn man möchte für drei Jahr kassieren. Für eine Veröffentlichung unter inter-fairs.com. Nach eigenen Worten „die größte internationale Internetplattform, die eine immer aktualisierte Übersicht über sämtliches weltweite Messegeschehen und Ausstellungen bietet.“ Tatsächlich aber ein privates Internetverzeichnis ist, das nicht beworben wird, das niemand kennt und das demzufolge keinen Sinn hat. Für das, mit anderen Worten, jeder gezahlte Euro einer zu viel ist.
Prozesse in Uruguay?
Zurück zum Kleingedruckten im Formular. Dort heißt es weiter:
„Einzig anzuwendendes Recht ist das uruguayische Recht vereinbarter Gerichtsstand und Erfüllungsort ist Montevideo/Uruguay."
Doch vor uruguayische Gerichte wird die MULPO Company S.A. gegen die Betroffenen mit Forderungen für ihr sogenanntes International Fairs Directory natürlich niemals ziehen. Viel zu umständlich wäre es dann, bis man mit einem solchen Urteil in Deutschland vollstrecken könnte. Sie hat deshalb im Kleingedruckten vorgesorgt:
„Der Verlag behält sich das Recht vor, diesen Auftrag mit all seinen Rechten und Pflichten zeitweise oder auch unbegrenzt an Dritte abzutreten.“
Ein Pseudolatino
Mit Mexiko oder Uruguay hat die MULPOR Company S.A. nichts zu tun. Mehr als einen Briefkasten, den sie sich mit vielen anderen teilt, wird man dort von ihr nicht antreffen. Mit einer Anschrift in Montevideo versucht sie nur, die Opfer ihrer Abzockmasche zu erschrecken. Das Anschreiben wurde bei der Deutschen Post aufgegeben. Wir vermuten nicht nur deshalb die Hinterleute im deutschsprachigen Raum.
Kündigungsfalle im Formular
Wer glaubt, gute Miene zum bösen Spiel machen zu können und seine Ruhe zu haben, wenn er der MULPOR Company S.A die angeforderten 1.212,00 EUR zahlt, wird eine böse Enttäuschung erleben. Ein Jahr später kommt die nächste Rechnung, unter Bezugnahme auf die dreijährige Vertragsdauer. Spätestens mit der Bezahlung der ersten Rechnung habe man das Bestehen eines Vertrages akzeptiert, wird dann argumentiert. Und so geht es immer weiter. Auch über die drei Jahre hinaus, denn im Formular heißt es, nach Art vergleichbarer Firmen:
„Die Kündigung des Vertrags muss spätestens drei Monate vor dem jeweiligen Vertragsende per eingeschriebenen Brief erfolgen. Sollte die schriftliche Kündigung nicht fristgerecht vorliegen, so wird der Auftrag jährlich automatisch für ein weiteres Jahr verlängert.“
Eine Forderungsabwehr ist möglich
Gegen auf solche Weise erschlichene Aufträge für einen Eintrag im Verzeichnis inter-fairs.com der MULPOR Company S.A kann man sich wehren. Eine frühestmögliche Reaktion ist der sicherste Weg. Gerne können Sie uns ansprechen. Am besten mailen Sie uns - unverbindlich - vorab den kompletten Schriftwechsel; wir melden uns dann.
Update vom 25.01.2018:
die Bankkonten wechseln
Firmen mit solchen oder ähnlichen Geschäftsmodellen haben ein grundsätzliches Problem. Ein Rechtsanwalt, der zeitweilig für „die Szene“ gearbeitet hatte, berichtete vor einigen Jahren davon in einer Biographie.
„Die Verbraucher hatten eine Achillesferse im System gefunden […] Es war der schlaueste Weg der sich bot, denn er grub das Wasser da ab, wo es fließen sollte. Die Banken, bei denen ich oder meine Mandanten Konten hatten, kündigten uns reihenweise die Geschäftsbeziehung (S. 114).“„
Wenn ich keine Konten hatte, dann konnte ich den Schuldnern auch nicht mitteilen, wohin sie ihr Geld überweisen sollten. Wenn man nicht überweisen konnte, dann kam auch nichts rein. (S. 114).“
„Das Dilemma der Banken war groß. Einerseits waren die hohen Umsätze auf meinen Konten zwar durchaus angenehm für jedes Haus, andererseits entwickelten mache Leute einen geradezu bewundernswerten Ehrgeiz, den Banken mit Kündigungen und Vorwürfen so lange zuzusetzen, dass es besser war, sich von uns zu trennen, als vom Geld zu profitieren (S. 114).“
„Das Bankenproblem war mittlerweile nicht nur lästig, nein, es wurde zunehmend fatal. Es bestand allerhöchster Handlungsbedarf. Sowohl meine Mandanten als auch ich hatten beinahe alle deutschen Bankinstitute durch und kaum noch eine wollte sich noch auf uns einlassen (S. 145).“
(Zitate aus Manuela Thoma-Adofo, Tote Ratten für den Tankwart, München, 2012; weiteres zu dem Buch in unserem Blog-Betrag vom 24.07.2012: Die toten Ratten eines Abzockeranwalts – drei Lehren für den Kampf)
Im Zusammenhang mit dem International Fairs Directory fallen Änderungen der Bankverbindung auf. Mittlerweile liegt uns innerhalb eines dreiviertel Jahres schon das dritte Konto vor, auf das gezahlt werden soll. Nach der Banco BIC Portugues, der Deutsche Bank Portugal wird jetzt die Caixa Central De Credito Agricola Mutuo genannt.
Update vom 07.02.2018:
Eine International Business Convention Management Ltd. taucht auf
Betroffene, die sich die Zahlungsansinnen der Mulpor Company S.A. für ihr International Fairs Directory widersetzt haben, bekommen Post von einer IBCM International Business Convention Management Ltd. Sie gibt eine Postfachadresse in Limassol/Zypern an. Und macht ein Vergleichsangebot. Mehr dazu in einem weiteren Blog-Beitrag:
[Zum Blog-Beitrag vom 07.02.2018: Teil 2 zur MULPOR Company – Vergleichsangebot von einer International Business Convention Management Ltd.]
Update vom 24.10.2018:
Eine neue MULPOR Company
Jetzt ist eine MULPOR Company S.R.L. aufgetaucht. Nach unserem Kenntnisstand keine Rechtsnachfolgen der "alten" MULPOR Company, sondern etwas Neues. Der Unterschied ist nicht nur die Rechtsform, S.R.L. statt SA. Auch das Herkunftsland ist neu. Angeblich sitzt man in Costa Rica.
Die Masche der MULPOR Company S.R.L ist die der alten MULPOR Company SA. An Unterschriften für einen teuren Eintrag auf der privaten Internetseite inter-fairs.com zu gelangen.
Mit derselben Masche tritt auch eine Expo Guide S.C. auf. Angeblich sitzt sie Mexiko, zeitweilig wurde auch Costa Rica genannt. Wir haben in unserem Blog des Öfteren berichtet:
[Zum Blog-Beitrag vom 28.04.2012]
[Zum Blog-Beitrag vom 13.10.2012 mit Update vom 10.11.2014]
[Zum Blog-Beitrag vom 09.04.2015]
[Zum Blog-Beitrag vom 03.02.2016]
[Zum Blog-Beitrag vom 28.08.2016 mit Update vom 21.10.2016]
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