Mit Kölner Masche und türkischer Werbeagentur: die I.K. Mediendienst GmbH und die Internet-Seite dov-portal.de
04.08.2015 mit diversen Updates, zuletzt vom 20.02.2020 – Die nächste Werbefirma, die mit der „Kölner Masche“ – manche sagen auch: Fax-Masche – ihre Opfer über den Tisch zu ziehen versucht, wird uns aus 50672 Köln gemeldet. Es ist die Firma I.K. Mediendienst GmbH, die seit dem 24.06.2015 im Handelsregister des Amtsgericht Köln (HRB 84662) eingetragen ist. Deren Geschäftsführer und Alleingesellschafter ist der 1969 geborene Kölner Ibrahim Karaarslan.
Die I.K. Mediendienst GmbH bedient sich einer Werbeagentur aus der Türkei, die mal unter der Bezeichnung FirmenOnline, mal unter Firmenverzeichnis-Online arbeitet. Ihr Ziel ist es, von Gewerbetreibenden und Freiberuflern eine Unterschrift unter einen Vertrag zu ergattern, in dem sich diese verpflichten, über wenigstens drei Jahre insgesamt mehr als 7.000 EUR zu zahlen. Für einen Interneteintrag auf der Seite dov-portal.de; für den die I.K. Mediendienst GmbH Rechnungen schickt.
Das ist viel Geld bei wenig Gegenleistung.
Die Kölner Masche und die I.K. Mediendienst GmbH
Am heutigen Firmensitz der I.K. Mediendienst GmbH, in der Stadt Köln, wurde sie vor vielen Jahren erfunden: die „Kölner Masche“. Mit einigen Varianten funktioniert sie im Prinzip so: bei Gewerbetreibenden, Freiberuflern, Verbänden und Vereinen, die in der Vergangenheit in einer von Dritten herausgegebenen Publikation regelmäßig inseriert hatten, das kann eine Zeitung sein oder eine Broschüre der Stadtverwaltung, klingelt das Telefon. Der Anrufer macht auf eilig. Er bezieht sich auf diese Anzeige und erklärt, es müsse ein Formular unterschrieben werden – sonst könne die Anzeige nicht in der nächsten Ausgabe veröffentlicht werden. Es dränge, die Druckerei warte bereits. Per Fax kommt bald danach das angekündigte Formular. Darin findet sich die bisher verwendete Anzeige. Dick, fett und gut lesbar steht darüber „Rückfax bitte an …“, der Rest ist in einem DIN A4-Fax-Ausdruck eher schlecht lesbar.
Durch den am Telefon suggerierten Zeitdruck zielt die „Kölner Masche“ darauf ab, die Angerufenen ungesehen zur Unterschrift des Fax zu veranlassen – „es war doch alles besprochen“.
Bei der I.K. Mediendienst GmbH mit ihrem Geschäftsführer Ibrahim Karaarslan geht man arbeitsteilig vor. Die Schmutzarbeit, den Anruf mit der Lüge lässt man von türkischen Call-Centern aus machen, die unverfängliche Namen tragen. Werbeagentur FirmenOnline zum Beispiel. Oder Firmenverzeichnis-Online.
[Beispiel eines Formulars für einen Eintrag in dov-portal.de]
Die böse Überraschung kommt dann bei den Angerufenen in Form der optisch billig aufgemachten Rechnung einer bis dahin unbekannten Firma an; 1.186,43 EUR sind es, die unter der Bezeichnung I.K. Mediendienst GmbH – Ihr Werbepartner verlangt werden. Gezahlt werden soll innerhalb von 14 Tagen auf ein Konto bei der Sparkasse Köln/Bonn, bei Zahlung innerhalb von sieben Tagen gibt es 3% Skonto.
Und wofür? „Für Ihren Werbeeintrag in dem Internet-Branchenbuch dov-portal.de“ heißt es in der Rechnung der I.K. Mediendienst GmbH.
[Beispiel einer Rechnung der I.K. Mediendienst GmbH für einen Eintrag in dov-portal.de]
Die Adresse des türkischen Generalkonsulat in Berlin wird genannt
Die Internetseite dov-portal.de wurde am 05.05.2015 gegründet. Domaininhaber ist, wie eine heutige Denic-Abfrage ergab, ein Umit Karaarslan. Der Vorname dürfte falsch sein, wenn schon, dann müsste er richtig Ümit lauten. Genauso falsch wie die Adresse, die bei der Registrierung angegeben und bei Denic vermerkt wurde: Heerstrasse 21 in Berlin. Unter dieser Anschrift findet man exterritoriales Gelände: das Generalkonsulat der Republik Türkei. Die türkischen Diplomaten werden wenig amüsiert darüber sein, dass man sie auf diese Weise mit einer Betrugsmasche in Verbindung bringt.
Wenn wir schon bei falschen Angaben sind: dafür, dass Ibrahim Karaarslan nicht nur ein Strohmann, sondern der wirkliche Entscheider ist, würden wir nicht die Hand ins Feuer legen. Die Masche der I.K. Mediendienst GmbH ähnelt nämlich stark der, die man von Firmen aus Bad Kreuznach und ihres Big Players kennt. Einschließlich der Trennung zwischen der Akquise durch türkische Call-Center und der Verwertung durch deutsche Firmen.
[Zum Blog-Beitrag vom 02.04.2013]
[Zum Blog-Beitrag vom 21.05.2013]
[Zum Blog-Beitrag vom 01.06.2013]
[Zum Blog-Beitrag vom 04.09.2013]
[Zum Blog-Beitrag vom 11.09./06.10.2013]
[Zum Blog-Beitrag vom 31.10.2013/03.02.2014]
Dov-portal.de – eine Internetseite, wie man sie nicht anders erwartet
Das "dov" in dov-portal.de soll für "Digitales Online Verzeichnis" stehen. Dass die Internetseite dov-portal.de beworben wird, konnten wir nicht feststellen. Sie ist damit so gut wie unbekannt. Optisch und inhaltlich entspricht sie dem, was man von einer Vielzahl ähnlicher Seiten kennt. Regelmäßige Leser unserer Blog-Beiträg wissen, was damit gemeint ist.
Wer zahlt, bekommt die nächste Rechnung
Wer glaubt, wenn er zahlt, würde er zukünftig seine Ruhe haben, hat sich getäuscht. Nach dem Kleingedruckten im Formular wird man innerhalb von drei Jahren insgesamt sechsmal zur Kasse gebeten. Über 7.000 EUR will die I.K. Mediendienst GmbH des Ibrahim Karaarslan haben. Oder auch mehr. Denn im Kleingedruckten des Vertrages heißt es: „Dieser Vertrag verlängert sich jeweils um ein weiteres Jahr, wenn er nicht spätestens 3 Monate vor Ende des Vertragsablaufes schriftlich gekündigt wird.“
Übrigens: wenn es einmal geschafft wurde, jemanden herein zu legen, wird es innerhalb kurzer Zeit immer wieder versucht. Viele solcher Firmen hängen miteinander. Das Fax sei stecken geblieben, unleserlich oder was auch immer, wird dann gelogen. So kommt es dann vor, dass manche Betroffene drei, vier, fünf Unterschriften leisten, bevor die Gaunerei auffliegt.
Verträge mit der I.K. Mediendienst GmbH sind angreifbar
Viel zu viele zahlen; sonst hätte diese Art von Geschäft schon längst ein Ende gefunden. Nicht alle machen das sofort, etliche halten dem Druck von Mahnungen und Drohungen aber auf Dauer nicht stand. In den Kreisen dieser speziellen Firmen ist von bis zu 70% Erfolgsquote die Rede. Doch so zustande gekommene Verträge sind angreifbar. Wenn man eine Rechnung der I.K. Mediendienst GmbH über die Eintragung im Internet-Branchenbuch dov-portal.de erhält, ist nach unserer Erfahrung eine frühestmögliche Reaktion der sicherste Weg, um sich dagegen wehren zu können.
Gerne können Sie uns ansprechen. Am besten mailen Sie uns – unverbindlich – vorab den kompletten Schriftwechsel; wir melden uns dann.
Update vom 09.10.2015:
Die I.K. Mediendienst GmbH aus Köln akquiriert mittlerweile auf die ihr eigene Art und Weise ihre Aufträge auch in Österreich und der Schweiz. Sechsmal 1146,43 CHF sollen es bei den Eidgenossen sein.
[Beispiel einer Rechnung der IK Mediendienst GmbH an Schweizer Kunden]
Auch eine Rechtsanwaltskanzlei hat man gefunden, die ein Forderungs-Mandat übernahm: die Brauner & Salomon Rechtsanwaltsgesellschaft aus Köln. Wir staunen regelmäßig, wie es solchen Firmen immer wieder gelingt, Anwälte zu finden, die sich für Inkassotätigkeiten hergeben, mit denen man sich die eigene Reputation beschädigen kann. 169,50 EUR verlangen Brauner & Salomon darüber hinaus als „zusätzliche Gebührenforderung“. Weiter heißt es in deren Mahnschreiben: „Sollte die Zahlung nicht fristgerecht eingehen, so sind wir schon jetzt beauftragt worden, unverzüglich die erforderlichen gerichtlichen Schritte gegen sie einzuleiten.“
Update vom 30.11.2015:
Die I.K. Mediendienst GmbH aus Köln verschickt jetzt Rechnungen für ein neues Internet-Branchenbuch: firmendienst-portal.de. Eine Denic-Abfrage ergab, dass die Seite firmendienst-Portal.de am 05.11.2015 gegründet wurde. Inhaltlich entspricht sie dem, was man von solchen Internet-Firmenverzeichnissen erwarten kann. 1067,43 EUR brutto sollen die Betroffenen zahlen. Mehrmals in den nächsten Jahren.
Auch in der Schweiz lässt die IK Mediendienst ihre türkischen Call-Center auf Kundenfang gehen. Später erhalten die Betroffenen eine Rechnung über einen Eintrag auf der Internetseite firmendienst-Portal.ch.
Update vom 29.05.2016:
Der nächste Anwalt
Ob man mit dem bisherigen Anwaltsbüro nicht zufrieden war? Oder ob das mit einer solchen Mandantin nicht mehr in Verbindung gebracht werden wollte? Wir wissen es nicht. Jedenfalls ist in diesen Tagen eine neue Kanzlei aufgetaucht, die für die I.K. Mediendienst GmbH das Geld eintreiben soll: RA Welter Inkassodienstleistungen aus 41516 Grevenbroich. Der Anwalt will für sein Forderungsschreiben 124,00 EUR haben. Wenn nicht gezahlt wird, „werde ich meiner Mandantin anheimstellen, Ihren Anspruch auf Zahlung gerichtlich durchsetzen zu lassen“, heißt es in seinem Brief an Betroffene. Gezahlt werden soll auf ein Konto bei der Fidor Bank AG.
Wenn man solche Post erhält, wird man in Sachen Abwehr tätig werden müssen. Sich zu ducken, in der Hoffnung, es werde dann das Unheil über einen hinwegfliegen, reicht erfahrungsgemäß nicht aus.
Update vom 24.02.2017:
Immer noch ist die I.K. Mediendienst GmbH mit ihrer Masche aktiv. Jetzt werden die Betroffenen aus der Türkei von einer Firma Online-Portal angerufen. Das Trickformular kommt danach wieder per Fax. Bereits der erste Satz des Kleingedruckten ist eine Lüge: „Der Kunde hat sich heute per Telefon/Fax/e-mail an die Fa. Online-Portal gewandt.“
[Beispiel des Eintragungsformulars der Firma Online Portal für die I.K. Mediendienst GmbH]
Wer guten Glaubens das Fax zurück gesandt hat, bekommt einige Tage später einen weiteren Anruf. Das Fax sei leider unleserlich. Der Einfachheit halber übersende man es noch einmal, bitte unterschreiben und zurück faxen. Dass die Firma anders heißt, fällt im ersten Moment nicht auf. Sie nennt sich jetzt Online Marketing Agentur.
[Beispiel des Eintragungsformulars der Firma Online Marketing Agentur]
Gegen die, die sich nicht oder nicht richtig wehren, geht die I.K. Mediendienst GmbH mittlerweile im gerichtlichen Mahnverfahren vor.
Update vom 20.03.2017:
Grevenbroich ist eine Kleinstadt, knapp 64.000 Einwohner hat sie. Und hat auch zwei Anwälte, die beide den Nachnamen Welter tragen. Rechtsanwalt Thomas Welter ist ein Familienrechtler und kommunalpolitisch engagiert. Mit der Kölner Masche und deren Anwendern hat er nichts zu tun.
Anders der Namensvetter Rechtsanwalt Andreas Welter alias RA Welter Inkassodienstleistungen, mit dem keine Verbindung besteht.
In kleinen Orten ist durch einen Verdacht, auf der dunklen Seite zu stehen, schnell die Reputation gefährdet. Rechtsanwalt Thomas Welter bat uns deshalb, klar zu stellen, dass er mit der I.K. Mediendienst GmbH nicht in Verbindung zu bringen ist. Das sei an dieser Stelle bestätigt.
Update vom 03.06.2017:
Einige Kilometer von Köln entfernt, in 41460 Neuss, steht jetzt das nächste Projekt in den Startlöchern: U.K. Online Mediendienst GmbH heißt die Firma, Geschäftsführer ist der 1979 geborene Ümit Karaarslan.
Update vom 04.07.2018:
Mit Firmendienst-Portal .de
Im Jahr 2018 ist die I.K. Mediendienst GmbH mit ihrem Geschäftsführer Ibrahim Karaarslan und türkischen Call-Centern immer noch aktiv. Jetzt werden die Rechnungen aber nicht mehr für ein dov-portal.de verschickt, sondern für einen Eintrag unter firmendienst-portal.de. Der Name hat sich geändert, die Qualität – im negativsten Sinne des Wortes – jedoch nicht. Auch wenn die Rechnungen wohl jetzt deutlich niedriger geworden sind – das geforderte Geld ist die Gegenleistung nicht wert.
Betroffene, die nicht innerhalb von 14 Tagen an die I.K. Mediendienst zahlen, werden in dichter Folge mit Mahnungen – und Forderungen nach Mahngebühren – belästigt.
Von der U.K. Online Mediendienst GmbH, über die wir am 03.06.2017 berichteten, haben wir bislang noch nichts weiter gehört. Die Firma ist unverändert im Handelsregister eingetragen.
Update vom 12.03.2019:
Jetzt mit mov-portal.de
2019 gibt es schon wieder eine neue Internetseite der I.K. Mediendienst GmbH mit ihrem Geschäftsführer Ibrahim Karaarslan. Jetzt werden die Rechnungen aber für ein mov-portal.de verschickt. Zur Qualität muss man nicht viel schreiben. Jedes Wort über das mov-Portal wäre eines zu viel.
Das Formular der I.K. Mediendienst ist nicht nur getarnt durch die Qualitätsverluste nach der Übersendung per Fax an die Betroffenen. Es gibt auch keinen Hinweis auf die I.K. Mediendienst GmbH. „Medien-Portal“ heißt es stattdessen rechts oben und das Rückfax soll an eine Berliner Nummer gehen.
[Auszug aus einem Eintragungsformular für mov-portal.de der I.K. Mediendienst GmbH Anfang 2019]
Update vom 07.04.2019:
Jetzt auch in Österreich
Die Masche mit dem Medien-Portal, über die wir mit dem letzten Update berichtet hatten, wird nach uns vorliegenden Informationen jetzt auch eins-zu-eins in Österreich angewandt.
Update vom 24.06.2019:
Die DC Call Connect GmbH taucht auf
Jetzt ist die U.K. Online Mediendienst GmbH tätig geworden. Allerdings unter geändertem Namen: U.K. Online Mediendienst GmbH. Mit der Kölner Masche versucht sie an Unterschriften für eine Eintragung auf der Internetseite gewerbe-scout.de heranzukommen.
[Zum Blog-Beitrag vom 24.06.2019: Ümit Karaarslan und die DC Call Connect GmbH: mit Kölner Masche und gewerbe-scout.de]
Update vom 11.11.2019:
Jetzt ist ein Callcenter aus der türkischen Stadt Kayseri namens Stadt Medien auf Kundenfang. Mit Trickanrufen und einem leicht abgewandelten Formular versucht man an Aufträge für einen Eintrag auf der Seite mov-Portal.de zu gelangen.
[Trickformular der Firma Stadt Medien Türkei im November 2019]
Update vom 03.12.2019:
Die Legende mit dem auslaufenden Vertrag
Der nächste Trick des für die I.K. Mediendienst GmbH mit ihrem Geschäftsführer Ibrahim Karaarslan arbeitenden Call-Centers Stadt Medien aus dem türkischen Kayseri. Wieder ruft man bei Betroffenen, die zuvor anderweitig eine Anzeige geschaltet hatten, an. Wenn die erklären, nicht mehr an einer weiteren Veröffentlichung interessiert zu sein, heißt es bei Stadt Medien: Es müsse die Laufzeit des bisherigen Werbevertrages bestätigt werden; die Unterschrift solle wegen der „automatischen Kündigung“ erfolgen, dafür sei eine Schriftform nötig.
Dann kommt ein Anschreiben. Per Fax mit – angeblicher - Berliner Vorwahl und Berliner Anschrift:
Beispiel eines Anschreibens des Call-Centers Stadt Medien
Das beigefügte Formular entspricht dem, welches wir mit dem Update vom 11.11.2019 veröffentlicht hatten. Wer es unterschreibt, bekommt mit diesem Trick einen Vertrag über eine teure Anzeige im mov-portal.de der I.K. Mediendienst GmbH untergeschoben.
Update vom 20.02.2020:
Das nächste Callcenter
Medienmarketing heißt es. Und sitzt auch in der Türkei. Im Kleingedruckten des Trickformulars, dass die Firma Medienmarketing nach einem - aus ihrer Sicht - erfolgreichen Telefonat verschickt, findet sich unter anderem eine Verlängerungsfalle: der Vertrag verlängert sich um ein weiteres Jahr, wenn er nicht spätestens drei Monate vor Vertragsablauf gekündigt wird.
Weitere Informationen: [Anzeigenbetrug mit der Kölner Masche]
Ohne sie geht gar nichts:
[Callcenter - Maschinenräume der Abzockerszene]
Radziwill ● Blidon ● Kleinspehn
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