Print Media Service Ltd. - Abzocke aus London und Plzen: mit Spur nach Bad Kreuznach
25.06.2016 – Wieder müssen wir von einer Werbefirma der ganz speziellen Art berichten. Sie arbeitet mit einer Variante einer altbekannten Masche und auch ihr Geschäftsführer ist bereits bekannt. Obwohl sie Anschriften in London und Plzen (Pilsen) behauptet, führt eine Spur dahin, wo sich die meisten derartiger Firmen tummeln: nach Bad Kreuznach.
Offiziell in London sitzt die Print Media Service Ltd., die sich teils auch ohne Zwischenräume zwischen den Wörtern PrintMediaService Ltd. nennt. In Ihren Schreiben gibt sie mitunter aber auch eine Anschrift in Plzen/Tschechische Republik an. Deren Director, so die englische Bezeichnung für den Geschäftsführer, ist der 1960 geborene Karel Volak. Mit einem Stammkapital von gerade einmal 100 Britischen Pfund kann man sie zu den Wegwerffirmen zählen. Derer man sich schnell entledigen kann, wenn es brenzlig wird. Ohne dass der Verlust des Stammkapitals schmerzt.
Der Name Karel Volak ist Kennern dieser speziellen Business-Welt nicht neu. Unter dem Namen Print-media-Koncept s.r.o. alias PrintMedia Koncept s.r.o. ist er mit einem zweiten Standbein auf Kundenfang. Wir hatten darüber schon in unserem Blog berichtet.
[Zum Blog-Beitrag vom 29.01.2014 mit diversen Updates]
Von den Betroffenen dieser Werbefirma verlangt man viel Geld. Und geht im Sommer 2016 auch gerichtlich gegen sie vor.
Ein Anruf und ein Fax haben es in sich
Gewerbetreibende, Freiberufler und Vereine, die in der Vergangenheit in einer von Dritten herausgegebenen Publikation regelmäßig inseriert hatten, das kann eine Zeitung sein oder eine Broschüre der Stadtverwaltung, erhalten einen Anruf. Jedenfalls bezieht man sich auf eine Anzeige, die schon wiederholt geschaltet wurde und erklärt, es müsse schnell ein Formular unterschrieben werden – sonst könne das Inserat nicht in der nächsten Ausgabe veröffentlicht werden. Per Fax kommt kurz darauf das angekündigte Formular. „Verlagsservice“ heißt es in der Faxkennung. Tatsächlich findet sich dann darin auch die bisher verwendete Anzeige. Dick und fett angekreuzt und unterstricken ist eine Fax-Nummer, der Rest ist so kleingedruckt, dass er in einem DIN A4-Fax-Ausdruck schlechter lesbar ist – was kaum ein Zufall sein dürfte.
[Muster des Formulars der Print Media Service Ltd]
Die so Angesprochenen gehen davon aus, dass alles seine Richtigkeit habe - und unterschreiben. Schließlich hatte man gerade alles besprochen.
Später kommt eine Rechnung, deren Höhe die Empfänger solange verwundert, bis sie schließlich feststellen, Opfer einer Betrugsmasche geworden zu sein: 736 EUR will man für eine kleine Anzeige mit der Größe 4 * 9 cm haben. Zu zahlen binnen sieben Tagen auf ein tschechisches Konto der österreichischen Oberbank AG. Die Mehrwertsteuer soll extra gezahlt werden, direkt an das deutsche Finanzamt. Reverse Charge-Verfahren nennt sich das. In der Rechnung wird eine tschechische Anschrift genannnt.
[Beispiel einer Rechnung der PrintMediaService Ltd mit Anschrift aus Plzen]
Was ist die Gegenleistung?
Wofür das Geld? Die Print Media Service Ltd gibt an, einen „Bürgerinformationsfolder“ zu erstellen. Der soll nach dem Kleingedruckten auf dem Formular der Print Media Service Ltd eine Auflage von „mindestens“ 500 Exemplaren haben.
„Die Verteilung erfolgt durch Postwurfsendung, an Haushalte direkt bzw. Postfachinhaber“ heißt es im Formular. Doch nach welchen Kriterien werden die Empfänger ausgesucht? Dazu herrscht Schweigen. Nur zum Verteilungsgebiet lässt sich etwas entnehmen. Zum Beispiel, das im Postleitzahlgebiet 96 verteilt wird. Das reicht vom fränkischen Bamberg bis hinein nach Thüringen - die Orte liegen bis zu 100 km auseinander. Ein Werbeeffekt ist damit nicht gegeben.
Im Kleingedruckten des Formulars heißt es übrigens:
„Es handelt sich um einen Neuauftrag, der mit anderen Aufträgen bei uns oder bei anderen Firmen nicht in Verbindung steht und deren Gültigkeit nicht berührt. Der Auftraggeber bestätigt ausdrücklich, dass weder Werbestadtpläne bzw. Werbekarten und Broschüren anderer Verlage Grundlage dieses Auftrages sind.“
Warum man das so betont? Doch wohl, weil genau dieses suggeriert werden sollte und wurde!
Geldeintreiber aus Luzern…
Wer glaubt, wenn er zahlt, würde er seine Ruhe haben, hat sich getäuscht. Nach dem Kleingedruckten im Formular wird man innerhalb von zwei Jahren insgesamt viermal zur Kasse gebeten. 2.944,00 EUR netto will die Print Media Service Ltd haben.
Diejenigen, die den Schmu merken und nicht zahlen, bekommen nach etlichen Mahnungen und letzten Mahnungen schließlich Post aus der Schweiz. Von einem Geldeintreiber, der TOP Inkasso GmbH aus Luzern. 940 EUR will man haben. Szene-Kennern ist die seit September 2012 im schweizerischen Handelsregister eingetragene Inkassofirma gut bekannt. Sie arbeitet für eine Vielzahl einschlägiger Anzeigenfirmen.
Was wir hier schildern, ist das Geschäftsmodell einer halben Hundertschaft von Werbefirmen. Die zumeist eine Gemeinsamkeit haben: die Hintermänner sind deutsche Geschäftsleute aus der rheinland-pfälzischen Kleinstadt Bad Kreuznach, die nach außen vorgeschobenen Geschäftsführer, Inhaber oder Directors nur Strohpüppchen.
… und Bad Kreuznach
Gegen diejenigen, die sich nicht oder falsch gegen die Forderung wehren, werden regelmäßig auch schon gerichtliche Schritte eingeleitet. So im Sommer 2016 auch von der Print Media Service Ltd in Form eines gerichtlichen Mahnbescheides. Rund 1.070 EUR werden darin verlangt. Der Prozeßbevollmächtigte der Print Media Service kommt nicht aus der Nähe von London oder Plzen. Sondern aus Bad Kreuznach: Rechtsanwalt Robert Senner-Lengsfeld. Man staunt immer wieder, dass es solchen Firmen gelingt, Anwälte für ihre Vertretung zu finden.
Man kann sich wehren
Das Geschäftsmodell solcher Firmen hält sich, weil zu viele sich schämen, herein gelegt worden zu sein. Sie zahlen oder lassen sich mitunter auf einen Halbe-Halbe-Vergleich ein – anstatt sich zu wehren. In Szenekreisen wird von bis zu 70% gesprochen, die nach entsprechendem Druck durch Rechnungen, Mahnungen und vielen allerletzten Mahnungen soweit sind. Doch so zustande gekommene Verträge sind angreifbar – nicht nur wegen der Art und Weise, wie sie zustande kommen, sondern auch schon wegen der mangelnden Bestimmtheit der von der Print Media Service Ltd geschuldeten Leistung. Um es im Juristendeutsch zu sagen: es mangelt an den essentialia negotii.
Nach unserer Erfahrung ist eine frühest mögliche Reaktion der sicherste Weg, um sich wehren zu können. Gerne können Sie uns ansprechen. Am besten mailen Sie uns - unverbindlich - vorab den kompletten Schriftwechsel; wir melden uns dann.
Wenn man einen Mahnbescheid erhält, laufen Fristen gegenüber dem Gericht, die ernst zu nehmen sind. Es reicht nicht aus, nur an die Print Media Service oder deren Anwalt zu schreiben.
Die Region Plzen/Pilsen erfreut sich in der speziellen „Szene“ einer gewissen Beliebtheit. Auch andere Firmen geben diese Gegend als ihren Sitz an:
[Zum Blog-Beitrag vom 15.01.2016: Die Anzeigenfirma MD Agentur s.r.o. aus Pilsen – mit Kölner Masche und Spur nach Bad Kreuznach]
Ausführlich informieren wir über die Kölner Masche:
[Anzeigenbetrug mit der Kölner Masche]
Ohne sie geht gar nichts:
[Callcenter - Maschinenräume der Abzockerszene]
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