„Warnung vor Abzockern aus Luxemburg“: die Stadt-Marketing-Konzept S.a.r.l.

25.06.2015 mit diversen Updates, zuletzt vom 04.05.2017 – „Vorsicht bei Anzeigenwerbern der Firma Stadt-Marketing-Konzept“ oder „Warnung vor Abzockern aus Luxemburg“ findet man im Internet als Überschriften über städtischen Pressemitteilungen oder Zeitungsberichten. Gewarnt wird damit vor der Firma Stadt-Marketing-Konzept S.a.r.l. die offiziell im Dorf Mertert in Luxemburg sitzt.

Doch mehr als einen Briefkasten wird man in Luxemburg nicht finden - die Spuren der Hinterleute führen nach Deutschland. Regelmäßige Leser unsereres Blogs wissen, wenn jetzt noch das Stichwort „Kölner Masche“ genannt wird, wohin: in die Pfalz. Dort gibt es in der Region um Bad Kreuznach und Idar Oberstein viele Firmen weniger Hinterleute, die seit Jahren mit dem immer gleichen Trick arbeiten: mittels Spam-Anrufen Gewerbetreibende und Freiberufler durch Vorspiegelung falscher Tatsachen zum Abschluss von Anzeigenaufträgen zu veranlassen. Aus dem Luxemburger Handelsregister lassen sich der Name und die Anschrift des Geschäftsführers der Stadt-Marketing-Konzept S.a.r.l entnehmen: es ist der 1967 geborene Marcus Joachim-Albert Holz, kurz: Marcus Holz, aus 55595 Roxheim. Der Ort liegt dicht bei Bad Kreuznach.

Die Stadt-Marketing-Konzept S.a.r.l des Marcus Holz verlangt von so überrumpelten Geschäftsleuten viel Geld – für wenig Gegenleistung.


Immer noch angewandt: die Kölner Masche

Das Mittel der Wahl solch spezieller Werbefirmen ist die „Kölner Masche“. Sie wird so genannt, weil sie erstmals vor Jahren in großem Stil von Kölner Betrügern verwendet wurde. Andere bezeichnen sie auch als „Fax-Masche“.

Gewerbetreibende und Freiberufler, die in der Vergangenheit schon öfter in einer von Dritten herausgegebenen Publikation inseriert hatten, das kann eine Zeitung sein oder eine Broschüre der Stadtverwaltung, erhalten einen Anruf der Firma Stadt-Marketing-Konzept S.a.r.l. Allerdings nicht unter diesem Namen - der Anrufer verwendet einen Allerwelts-Namen. Er bezieht sich auf diese Anzeige, die schon wiederholt geschaltet wurde und erklärt, es müsse ein Formular unterschrieben werden – sonst könne das Inserat nicht in der nächsten Ausgabe veröffentlicht werden. Das alles hört sich durchaus plausibel an.

Per Fax kommt kurz darauf das angekündigte Formular. Und tatsächlich findet sich dann darin auch die bisher verwendete Anzeige. Dick und fett hervor gehoben sind die Zeilen „Anzeigenauftrag, Faxbestätigung“ und „Fax zurück“. Eine kostenlose 0800er-Nummer wird angegeben. Der Rest ist in einem DIN A4-Fax-Ausdruck allerdings eher schlecht lesbar. Auf den ersten Blick wirkt es so, als solle tatsächlich nur die Druckfreigabe für den bisherigen Auftrag erfolgen.

[Zum Muster des Formulars der Stadt-Marketing-Konzept S.a.r.l. – Im Original ist es in DIN A4 und damit schlechter lesbar als auf einem Monitor]

Die so Angesprochenen gehen davon aus, dass alles seine Richtigkeit habe, schließlich hatte man es gerade besprochen. Sie unterschreiben und faxen es zurück. Später kommt eine Rechnung, deren Höhe die Empfänger solange verwundert, bis sie schließlich feststellen, Opfer einer Betrugsmasche geworden zu sein: 870,39 EUR will man für eine Anzeige mit der Größe 130 * 45 mm haben. Zu zahlen auf ein Konto bei der Sparkasse Rhein-Nahe.

[Beispiel einer Rechnung der Firma Stadt-Marketing-Konzept S.a.r.l.]


Die Gegenleistung für das Geld?

Und wofür ist das Geld? Die Stadt-Marketing-Konzept S.a.r.l. gibt dazu an, eine „Bürgerinformationsbroschüre“ zu erstellen. 500 Stück werden gedruckt, kann man dem Kleingedruckten des Formulars der Stadt-Marketing-Konzept S.a.r.l. entnehmen. Eine Anzeige in einer Publikation zu veröffentlichen, macht aber nur dann Sinn, wenn die auch bei der Zielgruppe verbreitet wird. Doch bei der Frage, wie diese Broschüre unter das Volk kommt, bleibt die Stadt-Marketing-Konzept S.a.r.l. nebulös. Aus deren Formular:

„Die Verteilung erfolgt nach den örtlichen Verhältnissen, publikumswirksam, durch Postwurfsendung bzw. Postfachinhaber sowie in öffentliche Einrichtungen, Bank, Handel und Gewerbe.“

Wer glaubt, seine Ruhe zu haben, wenn gezahlt wird, hat sich getäuscht. Nach dem Kleingedruckten im Formular wird man innerhalb von zwei Jahren insgesamt viermal zur Kasse gebeten. 3.481,56 EUR will die Stadt-Marketing-Konzept S.a.r.l. haben. Kleingedruckt im Vertragsformular heißt es auch:

„Der Anzeigenauftrag verlängert sich jeweils um ein weiteres Jahr, wenn er nicht spätestens drei Monate vor Ende des Vertragsablaufes schriftlich gekündigt wird.“

Bemerkenswert ist auch dieser Satz im Kleingedruckten:

Der Unterzeichnende bestätigt ausdrücklich, daß weder Werbestadtpläne bzw. Werbekarten u. Broschüren anderer Verlage Grundlage dieses Auftrages sind.“

Warum das so betont wird? Doch wohl, weil genau dieser Eindruck erweckt wird – und erweckt werden soll.


Szenekennern bekannt: Marcus Holz

Der Name Marcus Joachim-Albert Holz tauchte früher auch schon in anderen Zusammenhängen auf. Als Geschäftsführer der 2007 gegründeten schweizerischen Firma KMG Marketing GmbH, kurz KMG GmbH, die als Sitz CH-2542 Pieterlen, Kanton Bern angibt, daneben aber auch eine im Handelsregister des Amtsgerichts Bad Kreuznach zum Aktenzeichen HRB 21686 eingetragene Zweigniederlassung in der Industriestraße 38 in 55543 Bad Kreuznach unterhält. Die Arbeitsweise der KMG Marketing GmbH unterscheidet sich nicht wesentlich von derjenigen der Stadt-Marketing-Konzept - einschließlich der Gegenleistung, die man für das verlangte Geld erhalten soll. "Vorsicht, miese Masche" überschrieb ein Zeitungsartikel einen Bericht, in dem die KMG GmbH erwähnt ist.


Die Forderungsabwehr ist möglich

So zustande gekommene Aufträge an die Stadt-Marketing-Konzept S.a.r.l. und die KMG GmbH sind angreifbar – auch wegen deren fehlender Bestimmtheit, wie es bei den Juristen heißt. Wenn man eine Rechnung erhält, ist nach unserer Erfahrung eine frühestmögliche Reaktion der sicherste Weg, um sich wehren zu können. Gerne können Sie uns ansprechen.



Update vom 11.10.2016:

Eines der größten Probleme, dass diese spezielle Business-Welt hat, ist das Bankkonto. Wenn sich Beschwerden über die Praxis solcher Firmen bei den Banken häufen, kündigen diese oftmals das Bankkonto.

Ob sich derartiges bei der Stadt-Marketing-Konzept S.a.r.l. zugetragen hat, wissen wir nicht. Wir konnten aber feststellen, dass man ein neues Bankkonto angibt. Jetzt wird es nicht mehr bei der Sparkasse Rhein-Nahe geführt, sondern bei der nicht gerade um die Ecke liegenden Postbank Berlin.




Update vom 04.05.2017:

Mitte 2017 gibt es die Firma Stadt-Marketing-Konzept s.a.r.l immer noch. Jetzt kürzt sie ihren Namen häufiger ab: S-M-K.

Geändert hat sich das von ihr verwendete Formular. Die von der S-M-K geschuldete Gegenleistung für das verlangte Geld wird noch dürftiger beschrieben als zuvor. Ein wirksamer Vertrag kommt damit aber noch weniger zustande.

[Muster des Formulars der Stadt-Marketing-Konzept 2017]





[Anzeigenbetrug mit der Kölner Masche]


Ohne sie geht gar nichts:
[Callcenter - Maschinenräume der Abzockerszene]


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