Pseudo-Bulgare mit Kölner Masche: Stadt Media Verlag GmbH will abkassieren

05.05.2018 - Das ganz spezielle Geschäft mit der „Kölner Masche“ boomt weiterhin. Aus der in Südwestbulgarien gelegenen Kleinstadt Sadanski ist jetzt der nächste Name aufgetaucht: Stadt Media Verlag GmbH. Doch in Bulgarien wird man von dieser Firma außer einem Briefkasten wohl nicht viel antreffen. Wahrscheinlich auch nicht unter ihrer zweiten Anschrift, in 40476 Düsseldorf.

Das Ziel der Stadt Media Verlag GmbH ist es, von Gewerbetreibenden und Freiberuflern eine Unterschrift unter einem Formular zu ergattern. Damit sollen die sich verpflichten, Geld für eine Anzeige in einem „Objekt: Kreis- Stadtinformationskarten“ zu zahlen. Viel Geld. Und auch bei der Stadt Media Verlag GmbH gibt es, nach Art solcher Firmen, wenig Gegenleistung dafür.


Der Trickanruf

Die Stadt Media Verlag GmbH segelt unter falscher Flagge. Deren Geschäftsmodell wird Kölner Masche genannt, seit vor Jahr und Tag zum ersten Mal in Köln gegen solcherart Betrug ermittelt wurde.

[Anzeigenbetrug mit der Kölner Masche]

Gewerbetreibende, Freiberufler und Vereine, die in der Vergangenheit regelmäßig in einer von Dritten herausgegebenen Stadt- oder Straßenkarte, zum Beispiel der Gemeindeverwaltung, inseriert hatten, erhalten einen Anruf mit unterdrückter Rufnummer. In akzentfreiem Deutsch bezieht man sich auf diese Karte und erklärte, es müsse schnellstens ein Formular unterschrieben werden – sonst könne das Inserat nicht mehr in der nächsten Ausgabe veröffentlicht werden.


Formular mit dubiosem Inhalt

Das angekündigte Formular kommt bald darauf.Tatsächlich findet sich in ihm auch die bisher verwendete Anzeige der so Angesprochenen. Ebenso die sinngemäße Bezeichnung der bisherigen Publikation - „Kreis- Stadtinformationskarten“ beispielsweise. Die so Angesprochenen gehen davon aus, dass alles seine Richtigkeit habe. Schließlich hatte gerade darüber geredet. Sie unterschreiben – und schicken es an die angegebene Fax-Nummer mit Düsseldorfer Vorwahl zurück. Meist dann, wenn die Rechnung kommt, fällt der Schmu auf: die Stadt Media Verlag GmbH hat nichts mit der bisherigen Anzeigenveröffentlichung zu tun.


Viel Geld für nahezu nichts

Und wofür das viele Geld, 803 Euro sind es für eine 8,5*4,3 cm kleine Anzeige? Die Stadt Media Verlag GmbH nennt in ihrem Formular die Schlagworte „Objekt: Kreis- Stadtinformationskarten“. Was auch immer sich dahinter verbirgt.Das sogenannte Objekt soll eine Auflage von 150 Exemplaren haben, kann man dort im Kleingedruckten lesen. Ausgeliefert werden sollen diese an „Behörden, Handel und Handwerk“, etwa im PLZ-Gebiet 03, das eine Ausdehnung von 110 km hat.

„Der Auftragnehmer behält sich jedoch vor […] einen postalischen Versand durchzuführen“,

heißt es weiter im Kleingedruckten. Darüber, nach welchen Kriterien die 150 Empfänger ausgesucht werden, schweigt das Kleingedruckte. Es steht auch, versteckt, noch folgende Formulierung im Formular der Stadt Media Verlag GmbH:

„Dieser Auftrag steht in keinerlei Verbindung zu evtl. bereits bestehenden Aufträgen bei uns oder anderen Firmen“.

Warum das wohl so betont wird? Doch wohl deshalb, weil dieser Eindruck erweckt wurde. Und erweckt werden sollte.

[Muster eines Formulars der Stadt Media Verlag GmbH]

So zustande gekommene Verträge sind angreifbar – nicht nur wegen der Art und Weise, wie sie zustande kommen, sondern auch schon wegen der mangelnden Bestimmtheit der von der Stadt Media Verlag GmbH geschuldeten Leistung.


Wer zahlt, findet keine Ruhe

Meist zahlen viel zu viele der Betroffenen an solche Firmen. Häufig, um ihre Ruhe zu haben. Oder weil es ihnen unangenehm ist, auf die Masche herein gefallen zu sein. Sie tragen so dazu bei, dass diese Art von Geschäft kein Ende findet. Wer jedoch glaubt, nach einer Zahlung Ruhe vor der Stadt Media Verlag GmbH zu haben, wird sich bald mit der nächsten Rechnung konfrontiert sehen. Nach dem Vertragsformular entsteht der Rechnungsbetrag nämlich zweimal innerhalb eines Jahres. Das wären dann schon 1.606 Euro netto bei einer 8,5*4,3 cm kleinen Anzeige.


Eine GmbH die keine ist

Der Name Stadt Media Verlag GmbH soll den Eindruck erwecken, man habe es mit einer deutschen GmbH zu tun. Doch im deutschen Handelsregister ist eine derartige Firma nicht verzeichnet. Die Hinterleute machen sich den Umstand zu Nutze, dass am - angeblichen – Geschäftssitz in Bulgarien der Firmenname derart unverständlich klingt, wie in beispielsweise in Deutschland ein Name Asia-Restaurant Kim-Du-King-Tong. Irgendwie fremdartig, aber keine tiefer gehenden Assoziationen erweckend.

Dass es sich tatsächlich nicht um eine echte GmbH bei der Stadt Media Verlag GmbH handelt, fällt in Bulgarien nicht auf. Dort würde das Pendant zu einer GmbH Дружество с ограничена итговорност, kurz: ООД oder auf Deutsch: OOD, heißen.

Darauf, dass in Vasil-Kancov-Strasse 12 im bulgarischen Sadanski jemand von der Stadt Media Verlag GmbH anzutreffen sein wird, würden wir keine Wetten abschließen. Auch nicht, dass dies in der auch angegebenen Becherstraße 9 in 40476 Düsseldorf der Fall sein wird. In der Vergangenheit hatten solche Firmen gerne zu Tarnadressen gegriffen, um die Hintermänner zu verschleiern.


Forderungsabwehr ist möglich

Alleine schon deshalb, weil es, wie es im Juristenlatein heißt, an den essentialia negotii mangelt. Wenn man eine Rechnung der Stadt Media Verlag GmbH für sogenannte Kreis- Stadtinformationskarten erhält, ist nach unserer Erfahrung eine frühest mögliche Reaktion der sicherste Weg, um sich zu wehren. Gerne können Sie uns dazu ansprechen. Am besten mailen Sie uns - unverbindlich - vorab den kompletten Schriftwechsel; wir melden uns dann.


Ohne sie geht gar nichts:
[Callcenter - Maschinenräume der Abzockerszene]

Neu ist er nicht:
[Seit über 100 Jahren: Inseratenschwindel, damals so wie heute]


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