Zweifelhafte Inhalte: die Anzeigenverträge der Firma medienwelt e.K.
11.10.2018 mit diversen Updates, zuletzt vom 13.05.2022 – Ein neuer Firmenname wurde uns bekannt, deren Geschäftsmodell die Erlangung einer Unterschrift unter einem Anzeigenauftrag ist. Die Anzeige soll dann beispielsweise in einem „Gesundheits-Info-Brief“ veröffentlicht werden.
Offiziell aus 60528 Frankfurt am Main mischt die Firma medienwelt e.K. – Werbeagentur für Gewerbetreibende, mit ihrem Firmeninhaber, dem 1973 geborenen Jürgen Langner, mit. Im Handelsregister des Amtsgericht Frankfurt am Main ist sie zum Aktenzeichen HRA 43644 eingetragen.
Viel Geld sollen Betroffene ihres Geschäftsmodells zahlen, wünscht sich die Firma medienwelt e.K., deren Kleinschreibung kein Fehler unsererseits ist. Für eine im Verhältnis dazu doch recht überschaubare Gegenleistung.
Aber so, wie man es versucht, kommen nach unserer Rechtsauffassung keine wirksamen Verträge zustande.
Was soll eigentlich Vertragsinhalt sein?
Unabhängig davon, wie die Firma medienwelt e.K. mit Hilfe eines sogenannten „Medienberater“ es schafft, an die Unterschriften unter ihr Werbeformular zu gelangen; in vergleichbaren Fällen anderer Werbefirmen haben etliche Gericht festgestellt, dass so kein wirksamer Vertrag zustande gekommen ist. Um es im Juristenlatein zu sagen: es mangelt an den essentialia negotii.
Dazu muss man sich nur das Auftragsformular anschauen. Es geht um ein „Werbeobjekt“. Man kann erahnen, dass es verteilt werden sollen. Aber wo?
„Die Verteilung des Werbeobjekts erfolgt über die Deutsche Post AG an Haushalte mit Tagespost.“
Doch nach welchen Kriterien erfolgt die Empfängerauswahl der gerade einmal 1000 „Werbeobjekte“. Das Auftragsformular schweigt dazu. Nur soviel ist zu lesen:
„Auf schriftlichen Wunsch erhält der Kunde eine Verteilerliste (Einlieferungsbeleg).“
Aus der allerdings auch nicht zu entnehmen ist, an wen das „Info-Blatt“ ging.
Viereinhalbtausend Euro
Beispielsweise 744,94 Euro brutto sollen die Betroffenen im Voraus für eine kleine Anzeige zahlen. Einschließlich 28 Euro netto für Versandkosten, deren Bezifferung man auf dem Anzeigenformular nicht findet. Von manchen wird etwas mehr, von anderen etwas weniger verlangt. Auf ein Konto bei der Deutschen Bank in Frankfurt am Main soll das Geld gehen. Doch dabei bleibt es nicht. Im Kleingedruckten des Auftragsformulars heißt es:
„Der Anzeigenauftrag läuft zunächst für zwei Jahre und beinhaltet drei kostenpflichtige Auflagen.“
Das sind dann schon 4.469,64 Euro brutto. Und manchmal auch mehr. Noch einmal aus dem Anzeigenformular:
„Der Vertrag verlängert sich um ein weiteres Jahr, wenn vom Auftraggeber nicht drei Monate vor dem Ende des Vertragsablauf schriftlich bei der Agentureingehend gekündigt wird.“
Und auch das findet man auf dem Formular:
„Ohne öffentlichen Auftrag“
Warum das wohl ausdrücklich betont wird?
[Beispiel eines Anzeigenformulars der medienwelt e.K.]
Bei denen, die nicht zahlen, wird ein Druckszenario erzeugt. Mit etlichen Zahlungsaufforderungen und Mahnungen.
Frankfurter Anschrift?
Ob von der Firma medienwelt e.K. unter der angegeben Frankfurter Anschrift überhaupt jemand anzutreffen ist, wissen wir nicht. Die Hand würden wir dafür nicht ins Feuer legen wollen.
Dort, in der Herriotstraße 1, findet man eine Firma, die „Virtuelle Büros“ anbietet. Aus deren Werbung:
„Unsere Angebote für virtuelle Büros beinhalten Telefonannahme und Postbearbeitung an einer professionellen Geschäftsadresse.“
Man könnte dazu sicherlich auch Deckadressen sagen.
Solche Forderungen lassen sich abwehren
Viel zu viele der Betroffenen zahlen. Einige, weil sie nichts merken. Andere, um ihre Ruhe zu haben. Und tragen so dazu bei, dass Werbegeschäfte mit solchen Vertragsinhalten kein Ende finden. Doch so zustande gekommene Verträge sind angreifbar.
Wenn man eine Rechnung für einen angeblich auf diese Weise mit der Firma medienwelt e.K. zustande gekommenen Auftrag erhält, ist nach unserer Erfahrung eine frühestmögliche Reaktion der sicherste Weg, um sich dagegen wehren zu können. Gerne können Sie uns ansprechen. Mailen sie uns – unverbindlich – die Unterlagen; wir melden uns dann.
Update vom 18.02.2019:
Das nächste Konto
In ihren jüngsten Rechnungen benennt die medienwelt e.K. ein anderes Konto. Bei der Stadtsparkasse München. In der Vergangenheit hatten bei vergleichbaren Firmen häufig Beschwerden von Verbraucher dazu geführt, dass Banken die Bankverbindungen kündigten und ein neues Kreditinstitut gesucht werden musste. Ob der Wechsel der Bankverbindung auf so etwas zurück zu führen ist, wissen wir nicht.
Update vom 03.04.2019:
Neue Anschrift
Wir erhielten einen Anruf aus Frankfurt am Main: die medienwelt e.K. des Jürgen Langner ist umgezogen. In einen Nachbarort, 65670 Eschborn. Darauf, dass man dort in der Mergenthalerallee 10-12 jemanden von der Firma antreffen wird, würden wir weiterhin nicht wetten wollen. Ebenso, wie zuvor in Frankfurt am Main, findet man auch unter der Eschborner Anschrift ein Business-Center. Im Angebot: Virtual Offices, ab 3,30 EUR pro Tag. “Ein virtuelles Büro ermöglicht Ihnen, schnell eine Niederlassung zu etablieren“, heißt es in dem Angebot.
Update vom 14.07.2020:
Wieder wurde uns ein neues Bankkonto der Firma medienwelt e.K. bekannt. Jetzt bei der Deutschen Bank AG.
Update vom 21.03.2022
Die Medienwelt e.K. hat eine neue Anschrift. Die Alfred-Herrhausen-Allee 3-5 in 65760 Eschborn. Ob man dort jemanden von der Firma antrifft? Unter der Anschrift befindet sich ein Unternehmen, das "virtuelle Büros" anbietet.
Update vom 13.05.2022:
Die Medienwelt e.K. hat eine Anwaltskanzlei gefunden: Dietrich Frey Presper aus Bad Kreuznach. Beim Namen Bad Kreuznach wird der ein oder die andere vielleicht aufmerken. Die rheinland-pfälzische Kleinstadt ist das Mekka der Kölner-Masche-Firmen. Eine gefühlte Hundertschaft hat dort ihr Nest.
Siehe auch:
[Zum Blog-Beitrag vom 01.03.2023: Medienwelt e.K. verliert Prozess]
Mit der "Kölner Masche", der Spezialität einer Vielzahl von Werbefirmen, vor allem aus dem Raum Bad Kreuznach, befasst sich ein Beitrag auf unserer Homepage:
[Anzeigenbetrug mit der Kölner Masche]
Neu ist er nicht:
[Seit über 100 Jahren: Inseratenschwindel, damals so wie heute]
[Die Abzockerfirmen und ihre Konten]
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